Peter Huemer

 

Auszug aus Text von Dr. Hans-Georg Sehrt anlässlich der Ausstellung in der
KUNST HALLE e. V. in Halle, Deutschland (2007)

"Mixed media" steht über seiner Kunst. Es ist etwas Ungewohntes, etwas mit dem Kunstinteressierte nach wie vor ihre Schwierigkeiten haben. Peter Huemer mischt eben wirklich die verschiedenen Medien. Er hat sich der Kopigrafie seit 25 Jahren verschrieben, ohne sich der Technik zu unterwerfen, ohne das Malen, Zeichnen, Phantasieren, ja das Spielen mit Varianten, das Ineinander-Verschränken traditionell handwerklich-künstlerischer und heutiger technischer Vorgehensweisen dabei zu vergessen.

Im Gegenteil - dieses Ineinander bei Einsatz völlig neuer und bis heute weitgehend - noch - wenig geübten Einsatz zeitgenössischer Technik einschließlich Elektronik.

Im Vorsatz seines Katalog-Buches "Image in Motion- Arbeiten mit dem Medium Fotokopie 1987-2002" nennt Peter Huemer als seine "Helfer" folgende Kopiergeräte (Elektrofotografische Bildmaschinen):

Agfa X25-3
Minolta EP 5400
Panasonic Handkopierer Copy-Jack
Canon CLC 200, 500, 700, 1000
Konica 9028
Canon Laser s/w GP 55 II

Wer nun denkt: "Aha, da haben wir die Kunst", dem möchte ich mit Carl Aigner folgendes zu bedenken geben: "Kein Medium ist per se künstlerisch, weder ein Blatt Papier, ein Stück Stein, eine Leinwand oder ein digitaler Speicher. Erst durch die Art und Weise seines Gebrauchs kann es in einem komplexen Prozess einen künstlerischen Status gewinnen."

Und Peter Huemer sagt dazu:"Meine Arbeiten sind nie rein "technologisch", der menschliche, manipulative Aspekt- das Handgelenk ersetzt den Pinsel, entwickelt eine eigene Welt von Farben.

Grundlage seines Spiels mit der Welt, mit der Natur, mit den Gegenständen, mit dem von ihm Gesehenen sind seine Fotografien und seine oft danach (siehe z. B. seine phantasievollen und schönen eindrücklichen großformatigen Tagebuchblätter) entstandenen Zeichnungen.

Peter Huemer geht mit den Versatzstücken des von ihm Erlebten und im Bild Festgehaltenen im Sinne von Collagetechnik um.

So finden sie in der Ausstellung oft nebeneinander die Ursprünge seines "Spiels" - s/w-Fotografien, manchmal als fortlaufende Negativreihe, machmal einzeln, im kleinen Format, dann daneben - fast didaktisch herausgelöst einen größeren Ausschnitt, noch als einzelnes Bild erkennbar, und dann die Be-, Ver-, Umarbeitung, die Verfremdung mit Hilfe des Kopierers, des Einsatzes der Farbe, des Wischens, Verwischens, Verunklarens im Sinne einer angestrebten Stimmung oder auch der Wiedergabe einer tief in ihm sitzenden Erinnerung.

Peter Huemer reist mit Leidenschaft - Madagaskar, Kirgisien, Andalusien usw. Und immer ist die Kamera dabei, immer tastet das Auge die jeweils neue Welt nach ihm bis dahin unbekannten fremden Dingen ab, ob es der eigenartige Ziegenschädel mit der Schnecke - also dem Miteinander von Tod und Leben ist - oder ob es das "Sesam öffne dich" von geschlossenen und offenen Türen, mit der Frage des Innen und Außen, des Sichtbaren und des allenfalls Ahnbaren aber Unsichtbaren ist.

Peter Huemer ist ein Meister der Variation, das Weiterwachsen ist eines der typischen Kennzeichen seiner Arbeit. Der homo ludens - der spielende Mensch, der spielerische Mensch, vielleicht auch der verspielte Mensch - ist bekanntlich zugleich auch der kreative Mensch. Und das ist Peter Huemer ohne Frage.