Zitate aus dem Katalog "Kopierbereit"

Künstlersymposion 1997 "Zeichnung und Medium Fotokopie"
Gmunden, Schloß Orth, Österreich - Landesgalerie, Landesmuseum OÖ

Peter Huemer wirkt wie ein Forscher, der von Bildschicht zu Bildschicht voranschreitet, den möglichen kopigrafischen Transfigurationen jener Themen, die ihn beschäftigen, auf der Spur ihres Erkennens, einer Erkenntnis. Die Bilder werden mehrfach neu befragt, und hinter jedem öffnen sich weitere Blickwelten, Kombinationen, Einsichten, aber auch mögliches Scheitern. Eine Arbeit der Destillation und Konzentration, schreitet sie doch ins ungesehen Unbekannte voran, vielleicht auch nur, um sich dabei selbst zu erkennen und / oder zu verlieren. Erwähnt sei außerdem, dass Peter Huemer neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch der weithin einzige Spezialist zum Thema "Kopigrafie" ist.

Otto Johannes Adler, Literat und Kunstkritiker
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Peter Huemer zum Beispiel unterzieht Fotografien mit Hilfe der "unterschiedlichen Bildbearbeitungsmethoden aus dem digitalen Programm der Laser - Kopierer" solch einer Farbumwandlung, bei der das Endresultat sich vom Ausgangsmaterial völlig entfernt hat, Farbe also nicht nur wiedergegeben wird, sonder neu entsteht. Die Aura ergibt sich aus einer anderen, neuartigen Materialität der Farbe gegenüber der Farbe in der Malerei, der Farbfotografie oder den farbigen Offsetdruck. Ausdrücklich erklärt Huemer dazu, bei diesem Prozess werde "zuletzt" die Maschine "getäuscht und irritiert".

Jürgen Raap, Kunstkritiker Kunst Forum International

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In seiner künstlerischen Tätigkeit agiert Huemer vollkommen innerhalb des Mediums Fotokopierer. Seine Bildwerke sind immer Kopigrafien im eigentlichen Wortsinn, d.h. die Bildkomposition wird ausschließlich mit den gestalterischen Möglichkeiten des Kopierers entwickelt. Im Rahmen eines langfristig geplanten künstlerischen Projektes zum Thema "Schutzengel" arbeitete Huemer während des Symposiums nun mehr auch mit direkten "zeichnerischen" Interventionen in seine komplette kopigrafische Bilderwelt - allerdings immer auf der Basis der gestalterischen Möglichkeiten der Maschine. Zeichnung erweist sich hier vor allem als Konturkunst; sie definiert Umrisse als Einschnitte in die vielfach überlagerte Form- und Farbschichtungswelt der kopigrafischen Komposition. Peter Huemers künstlerische Arbeit am Bild zeigt beispielhaft ein verändertes Bildbewußtsein, dass sehr direkt mit der Arbeit am und mit dem Kopierer zusammenhängt. Die Bilder geraten in Bewegung: Nicht mehr das kulminativ aufgebaute Einzelbild ist vorrangiges künstlerisches Ziel, sondern der souveräne Umgang mit einem Bildprozess, mit der Wahrnehmung von Bildern als sich aufeinander beziehender Sequenzen. Gerade unter diesem Aspekt leistet die Copy - Art mit ihrer genuinen Bildsprache wesentliche Beiträge zur allgemeinen Kunstentwicklung.

Mag. Dr. Peter Assmann, Direktor OÖ Landesmuseum