Medium Fotokopie Innerhalb der Bandbreite neuer technischer Medien und deren Einbeziehung in die zeitgenössische Kunstproduktion nimmt das Kopiergerät vielfach noch die Stelle eines rein technischen Hilfsmittels ein, dessen spezifisch kreativ nutzbares Potential, wenn schon nicht negiert, so doch häufig nicht erkannt und genutzt wird. Die Pioniere der "Copy-Art" haben seit den sechziger Jahren einiges an Möglichkeiten herausgefiltert. Von den oft noch komplizierten unterschiedlichsten Verfahren der Fotokopiertechnik aus der Anfangszeit bis zum heutigen selbstverständlichen Knopfdruck liegt bereits ein gewaltiges Experimentierfeld einzelner KünstlerInnen hinter uns. Das Fortschreiten der Technologie in Richtung Laser-Digitalkopie führt auch in der künstlerischen Anwendung zu einer wesentlichen Erweiterung der Möglichkeiten, die ein spannendes wenn auch kostenintensives "Entwicklungsgebiet" darstellen. Setze ich die Technologie einer Vervielfältigungsmaschine gewissermaßen zweckentfremdet ein, um in einem produktiven Streit mit diesem Gerät zu Unikaten zu gelangen, so entwickelt sich in einer permanenten Auseinandersetzung mit dem Medium ein schöpferischer Umgang. Während der einzelnen Scanvorgänge werden zum Beispiel verschiedene Bildvorlagen auch in Verbindung mit Materialien und Objekten unterschoben, bedeckt oder überlagert. Nicht zum Abbilden, sondern zum "Herausbilden" wird das Medium verwendet. Am Ende steht das Unikat. Seit der Fluxusbewegung verbindet dieses Medium konzeptionell eingesetzt minimalistisch oder komplex gehandhabt Sparten wie Literatur, Performance, Skulptur und Installation, ja selbst zum musikalischen Bereich schafft es Querverbindungen. Es ist wie kein anderes ein Medium des Dialogs, dessen Besonderheit kaum eines der traditionellen Medien aufweisen kann. Heute ist der Kopierer aber auch durch die technischen Vernetzungsmöglichkeiten eingegliedert, ob als Scanner oder als Drucker im Gesamtbereich der visuell-digitalen Bildmedien. Peter Huemer, 1994 |